Neben dem Bootshaus gehört die Bootsflotte zum Vermögen und Inventar eines jeden Rudervereins. Damit beides nicht durch Gebrauch und Verwitterung zu schnell unbrauchbar wird, bedarf es einer sachgemäßen Handhabung sowie regelmäßiger Pflege und Reparatur. Wie die regelmäßigen Bootshausnutzer wahrscheinlich bemerkt haben, befasse ich mich seit meinem Amtsantritt im Wiking recht intensiv mit der korrekten Einstellung der Ruderboote. Und das bei Renn- und Gigbooten gleichermaßen. Ich habe in der Trainerausbildung gelernt, dass ein gut eingestelltes Ruderboot der beste Trainer ist und das Rudern dann noch viel mehr Spaß macht.
Neben asymmetrisch eingemessenen Dollenabständen, falsche Überhöhung zwischen Backbord und Steuerbord kommt es immer wieder vor, dass auch der Dollenstift selbst mitunter recht weit aus der Senkrechten verbogen ist. Um das festzustellen, gibt es von der Bootswerft Empacher ein speziell entwickeltes Dollenstiftmessgerät. Es wird ganz einfach am Boot kalibriert und dann in die kleinen Löcher oben und unten am Dollenstift eingehakt. Dann kann man feststellen, ob und wie weit der Dollenstift verbogen ist. Das folgende Bild zeigt das Gerät und es zeigt an, dass der Dollenstift zum Heck gebogen ist.
Das kann man ganz gut an der Blase erkennen, die sich außerhalb der Markierungen befindet. Im Falle einer Heckneigung erhöht sich der Anlagewinkel des Blattes im Mittelzug, was ein Auswaschen des Blattes in diesem Bereich des Durchzuges zur Folge hat. Das macht das Rudern nicht einfacher, sondern kann es mitunter auch mal zur Tortour werden lassen, wenn z.B. gleichzeitig auf der anderen Seite die Verbiegung des Dollenstiftes eine Bugneigung und/oder eine Innen- oder Außenneigung aufweist. Zum Glück kann eine solche Sache schnell behoben werden, indem man den Dollenstift (auch wieder mit einem ganz bestimmten Werkeug) gerade biegt. Leider wird das Material durch ständiges Geradebiegen nicht besser, sondern es wird mit der Zeit spröde und irgendwann bricht es durch.
Wie entstehen überhaupt solche Verbiegungen? Die zwei hauptsächlichen Gründe sind die folgenden:
1) Wenn man beim Drehen eines Ruderbootes selbiges nicht hoch genug über dem Boden hält. Die Kratzspuren, die durch aufsetzende Ausleger auf unserem Bootsplatz entstanden und zu sehen sind, könnten da sicherlich Einiges erzählen.
2) Wenn die Ausleger vom Boot abgeschraubt werden, um damit zur Regatta zu fahren. Meist ist der Bootstrailer recht voll und das Material ist dicht gepackt. Damit dann auch alles verstaut werden kann, werden die Ausleger auch schon mal ein wenig zusammengedrückt, lieblos übereinander gestapelt/geworfen etc. Das alles ist für das Material nicht so gut und es kann dann schon mal verbiegen. Wenn das dann auch noch kurz vor dem Rennen entdeckt wird, kann es schon mal recht stressig werden, um das Material pünktlich zum Rennen wieder parat zu haben. Beides kann durch etwas gewissenhaftere Handhabung der Boote vermieden werden. Gerade beim Drehen eines Ruderbootes sollten sich die Mannschaften nicht scheuen auch mal Kameraden, die sich gerade auf dem Bootsplatz befinden, um Hilfe zu bitten.
Beim Ab- und Aufriggern der Boote gibt es auch schon mal kuriose Vorkommnisse. Das folgende Bild ist keine „alternative Realität“ oder von KI erschaffen, sondern die, in der wir leben.
Dieser Rennvierer war vor einigen Wochen bei einer Mastersregatta in Trebon im Einsatz. Beim Aufriggern im Wiking hat der Ruderkamerad dann tatsächlich vergessen alle Muttern von den Bolzen abzuschrauben. Stattdessen hat er dann einfach eine weitere Mutter auf den Ausleger draufgeschraubt und damit den Ausleger ziemlich verbogen. Das ist für die Langlebigkeit des Bootsmaterials nicht gut. Meine Bitte geht daher an alle, die an den Booten rumschrauben, sich etwas gewissenhafter mit dem Material zu beschäftigen.
Aber nun genug der Meckerei. Es gibt auch positive Nachrichten zu vermelden. Nach etwa einem Jahr in der Werft ist der Achter „Alfons Strelka“ wieder heile. In einer 2-Tages-Aktion machten sich Edvin Novak und ich auf den Weg zur Bootswerft Empacher in Eberbach am Neckar. Dort nahmen wir den Achter in Empfang. Kai Weber stellte uns dafür dankenswerterweise ganz kurzfristig und spontan sein Privatauto für diese Aktion zur Verfügung. Dafür unser aller Dank. Das ist gelebte Kameradschaft und Hilfsbereitschaft. Danke Kai.
Autor: MOK