Das Neuköllner Ruderfestival 2021 in altbewährter Form
von Thorsten Kohlisch
3G machte es möglich. Fiel das Neuköllner Ruderfestival im vergangenen Jahr noch der Pandemie zum Opfer, hieß es am 23. Oktober 2021 erneut: Attention – Go! Insgesamt 18 Vierer- und Achtermannschaften stellten sich unweit der Insel der Jugend dem Starter, um ihre Kräfte über die 6,3 Kilometer lange Regattadistanz der "Silbernen Riemen von Berlin" zu messen. Mit Frequenzen von mehr als 30 Ruderschlägen pro Minute und engen Bord-an-Bord-Kämpfen ging es über die Spree und den Britzer Verbindungskanal zum Britzer Hafen, wo die ersehnte Ziellinie unweit des Bootshauses der Rudergesellschaft Wiking auf die Teams wartete. Ein Blick auf die Ergebnisse zeigt: Das europäische Flair konnte das Coronavirus dem Festival nicht nehmen. Im Frauen-Doppelvierer siegte souverän die Mannschaft von Lotto Bydgostia Bydgoszcz – ein wohlverdientes "serdecznie gratulujemy" an die Ruderrinnen aus unserer polnischen Partnerstadt an der Brda. Im Frauen-Achter ging der begehrte Pokal an die Damen von Orca Utrecht aus den Niederlanden, die ihrem Jubel mit ihrer markanten Vereinshyme freien Lauf ließen. Im Achter der Herren gelang es hingegen der Heimmannschaft von der Rudergesellschaft Wiking, sich den Angriffen von Skøll Amsterdam zu erwehren und die "Silbernen Riemen von Berlin" erfolgreich in der Männerwertung zu verteidigen. Auch bei den Junioren ging der Sieg nach Berlin: In eindrucksvoller Manier konnten sich die A- und B-Junioren vom Ruderklub am Wannsee gegen den Nachwuchsachter der RG Wiking durchsetzen.
Das berühmte i-Tüpfelchen lieferten zum Regattaabschluss die Preissprints über 250 Meter, wo die drei Frauen-Achter der deutschen Nationalmannschaft die zahlreichen Zuschauer mit Spitzensport und spannenden Duellen zwischen dem A-Kader und dem U23-Nachwuchs in Atem hielten.
Gleichzeitig weiß der erfahrene Leser: Das Neuköllner Ruderfestival ist mehr als das Regattageschehen über die Kurz- und Langstrecke. Die traditionelle Wiking-Sternfahrt motivierte auch 2021 über 240 treue Gäste aus nah und fern, Kurs auf den Britzer Hafen zu nehmen. Eine besondere Herausforderung in diesem Jahr: Durch die Sperrung der Charlottenburger Schleuse mussten die Wanderruderinnen und Wanderruderer teils erhebliche Umwege über die Spandauer Schleuse oder den Plötzensee in Kauf nehmen. Dennoch zog es die Mannschaften bis zum Einbruch der Dunkelheit über die Kanäle, Flüsse und Seen Berlins zum Vereinsdomizil der Neuköllner Wikinger, wo Speis und Trank im coronakonformen Outdoor-Bereich für das leibliche Wohl sorgten. Besonderen Applaus erntete der Märkische Ruderverein, der die Wertung für die meisten Sternfahrt-Aktiven für sich entscheiden konnte. Tatsächlich tat der pandemiebedingte Ausfall der traditionellen Indoor-Party der Stimmung keinen Abbruch. Im Gegenteil: "Wir kommen wieder", war ein während des gesamten Nachmittags oft gehörter Satz. Ein klarer Auftrag an das rein ehrenamtliche Organisationsteam der RG Wiking für eine Neuauflage des Festivals im kommenden Jahr, damit es im Oktober wieder heißt: Attention – Go!
Video von Dominik Merke
Bilder: Peter Rohde (Zum Vergrößern auf das Bild klicken)